Ich werde längst nicht der Einzige gewesen sein, der aufgeregt zum Laptop rannte, nachdem er den neuen Spot eines Internet-Browsers im TV gesehen hatte. Die allwissende Suchmaschine zeigte mir dann das Bild eines unscheinbaren, rothaarigen Mannes names Alex Clare. Ich muss zugeben, dass mich die äußerlichen Attribute etwas verwunderten, denn ich hatte einen zwanzigjährigen Sunnyboy erwartet, deren Vermarktung ein Selbstläufer sein würde. Zweifelsohne sollte das Visuelle bei dieser Art von Akustik nicht weiter interessieren. Der verspielte Soul der Stimme, die Melodie mit Pop-Charakter und der Schlaglöcher verursachende Dubstep-Beat des Refrains waren eine Mischung, die zwischen den Welten der konventionellen Radiomusik und des kreativen Undergrounds wandelte. Meine Playlist zierte ein neuer Hit in zweifacher Version, da Mister Clare auch ohne gewaltige Elektronik im Nacken, akustisch zu überzeugen wusste.
Ein Album voller Hits
Leicht angefixt von der Qualität von „Too Close“ recherchierte ich dann das dazugehörige Album, „The Lateness Of The Hour“, das schon mit dem Titel einen gewissen Tiefgang versprach. Meine Erwartungen wurden in keiner Sekunde enttäuscht. Wer „Too Close“ mag, wird auch die restlichen Songs lieben, die mit der gleichen kreativen Unbefangenheit produziert wurden. „Too Close“ ist nicht das Zugpferd eines kaum beachteten Albums, sondern nur ein Highlight einer großen, wirklich guten Auswahl. Auf iTunes enterte der Newcomer direkt die Spitzenposition und zeigte damit in Richtung Media Control Charts, in die er ähnlich erfolgreich auf Platz 3 einstieg. 2012 wird sein Jahr – dies scheint in Stein gemeißelt.
Mit unkonventionellen Einflüssen zum Erfolg
Doch wer ist Alex Clare? Das Internet verrät zu diesem Zeitpunkt noch recht wenig über den Briten. Dass er elf Monate mit Amy Winehouse zusammen war, ist sicher eine dankbare Marketing-Geschichte, erzählt aber nichts über seine musikalische Entwicklung. Geprägt wurde er durch den in Großbritannien verbreiteten Jungle und UK Garage, als seine Freunde sich zwischen Alanis Morisette und Oasis entschieden. Dazu gesellten sich außerdem Stile wie Jazz und Blues – etwas untypisch für sein noch junges Alter. Langsam aber sicher entdeckte der begnadete Sänger auch sein Talent für das Songschreiben. Vorbilder und Vorlieben lassen sich durch die eigene Feder ungefilterter verbinden. Dass schwere Bässe und eine leichte, wenn auch voluminöse, Stimme sich nicht zwangsläufig ausschließen, zeigt das Album eindrucksvoll. In Zeiten der Castingausschussware sage ich „danke“ für einen tollen Song und einen derart talentierten Künstler.